Smilecard - Kreditkartengesellschaft zur Währung Lächeln,  Projekt 2001/02 

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Meine sehr geehrten Damen und Herren,

bevor Sie sich den hier ausgestellten Werken widmen dürfen, möchte ich noch kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Sie wissen: Sponsoren sind lästig und nutzen jede Gelegenheit, um sich selbst auf die Schulter zu klopfen, ja um dafür zu sorgen, daß ihr Engagement möglichst niemandem verborgen bleibt. Wir von smilecard unterscheiden uns in dieser Hinsicht nicht von anderen Firmen, die Kulturförderung betreiben. Dennoch: Wir wollen nicht mit anderen Firmen verwechselt werden, denn wir setzen einige Akzente auf neue Art und Weise.

Zuerst einmal: Wir sind noch ein sehr junges Unternehmen, das aber bereits gleichzeitig mit dem Auf- und Ausbau seiner eigenen Geschäftsfelder über den Tellerrand blicken und zeitgenössische Kunst und Kultur in die eigene Arbeit integrieren möchte. Rund fünfzig Prozent unserer Arbeitszeit wie auch unserer finanziellen Mittel sind daher dem Sponsoring gewidmet. Dieser Prozentsatz dürfte, zumindest in Deutschland, einmalig und unschlagbar sein!

Warum aber engagieren wir uns in so großem Umfang für Kulturförderung? Wir sind überzeugt davon, daß gerade aktuelle Kunst dem modernen Wirtschaftsleben wichtige Impulse geben kann. Die New Economy experimentiert bekanntlich oft in Bereichen, die bisher außerhalb ökonomischer Verwertung standen: Neue und ungewöhnliche Dienstleistungen werden auf einmal professionell angeboten und Produkte werden entwickelt, bei denen nicht von vornherein klar ist, wer die Zielgruppe dafür ist, ja bei denen mancher Außenstehende sogar zweifeln kann, ob sie überhaupt ernst gemeint sind. Genau mit solchen Fragen aber haben Künstler mehr Erfahrung als alle anderen: Was sie als Kunst ausstellen, widersetzt sich – zumindest in der Moderne – nämlich immer wieder den herrschenden Standards von Funktionalität; Kunst liefert weniger das Erwartete als mit Unerwartetem zu überraschen; sie lotet oft die Grenze zwischen Sinn und Unsinn aus, ebenso die Grenze zwischen dem Zweckfreien und Zweckmäßigen.

Damit ist Kunst zugleich mehr und weniger als vieles andere: Mehr, weil sie neue Horizonte eröffnet und aus den engen Bahnen des Gewohnten herausführt, weniger, weil sie keine primären und alltäglichen Bedürfnisse stillt, sondern auf die Neugier, vielleicht auch auf die Geduld anderer angewiesen ist. Ein Bäcker, ein Heizungsmonteur, ein Automobil-Hersteller oder ein Software-Entwickler reagieren jeweils direkt auf eine grundsätzlich bereits vorhandene Nachfrage, der Künstler hingegen ignoriert bewußt das Pragmatische und Naheliegende und hat die Hoffnung, auch mit etwas scheinbar Abseitigem oder Absurdem Beachtung finden zu können. Und genau darin bekommt er nun seit einigen Jahren Gesinnungsgenossen in Form risikofreudiger und kreativer Jungunternehmer.

Sie brauchen nur ein bißchen durch das Internet zu surfen, um zu staunen, was Ihnen Start-Up Unternehmen alles anbieten: Einen Aufräum-Service, eine Ideenbörse für Plots von Kriminalromanen oder Ahnenforschung als Dienstleistung finden Sie da zum Beispiel. Was unter leicht anderen Vorzeichen eine künstlerische Intervention, ja sogenannte Service-Kunst ist, kann also ebenso als Geschäftsidee offeriert werden, und was bisher eher als Kunstwerk gegolten hätte, wird nun zum Markenprodukt eines chicen Marktneulings gestylt. Traditionelle Grenzen lösen sich damit auf, und die Verfahrensweisen der Kunst finden Eingang in die New Economy. Insofern scheint es uns nur naheliegend, in großem Stil Kunstförderung zu betreiben, denn damit fördern wir zugleich die Denkweisen, die wir als Start-Up-Unternehmen selbst benötigen, ja die uns eine Chance auf Erfolg geben.

So wie der Boom an neuen Dienstleistungen und Produkten Ausdruck einer Wohlstandszeit ist, in der mehr als nur die unmittelbaren Bedürfnisse Geltung besitzen, steht auch unser eigenes Produkt, die smilecard, für den Geist des Neuen Jahrhunderts. Nicht mehr das Gefühl der Entfremdung, sondern das der Zufriedenheit ist ja bestimmend für unsere Zeit geworden, und entsprechend wird auch mehr denn je gelächelt. Man teilt anderen seine gute Laune mit; die Freude an der Arbeit, der Spaß bei Freizeitaktivitäten, bei Sport und irgendwelchen Events läßt viele Menschen beinahe schon zu Dauerlächlern werden. Dazu kommt, daß in einer Dienstleistungs-Gesellschaft, in der jeder vielfältig mit anderen Menschen zu tun hat, Lächeln sogar zu einer Art von Währung geworden ist: Wer lächelt, will sich damit für etwas bedanken, will eine Verlegenheit überspielen, jemandem eine Freude machen, Sympathie vermitteln oder selbst besonders sympathisch erscheinen, will gönnerhaft wirken, dem Gegenüber seine Angst nehmen oder sich auch einmal einen kleinen Vorteil verschaffen...

Wir aber haben es uns zum Ziel gesetzt, diese verschiedenen Funktionen des Lächelns ein wenig zu ordnen und ein Produkt zu schaffen, mit dem Sie Ihr Lächeln professionell verwalten, ja mit dem Sie Ordnung in Ihren Lächelhaushalt bekommen können. Mit der smilecard soll es Ihnen möglich werden, Lächelschulden zu begleichen, Lächelguthaben zu sammeln, Lächeln zu verschenken und vieles mehr. Doch will ich Ihre Aufmerksamkeit nicht länger strapazieren: Wenn Sie sich für die smilecard interessieren, können Sie gerne einen aus unserem Team ansprechen, das heute abend – als Ausdruck unserer großen Anerkennung dieser schönen Ausstellung – ziemlich zahlreich vertreten ist. Auch unsere neuesten Folder haben wir am Eingang ausgelegt, und im Internet sind wir natürlich ebenfalls präsent.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich danke Ihnen im Namen von smilecard für Ihre Geduld und wünsche Ihnen einen anregenden und lächelreichen Abend inmitten der Kunst!